Schulgeschichte spannend erzählt: Ehemaliger Schüler besucht Durchblick-Redaktion
Am 12. März hatte die Redaktion der Schülerzeitung Durchblick ganz besonderen Besuch: Ein ehemaliger Schüler der RAS war gekommen, um den Schülern von heute vom Unterricht und Schulalltag in den 60er Jahren zu berichten. Herr Dr. Gert Nicolini ist in mehrfacher Hinsicht mit der Realschule am Stadtpark verbunden: Er wurde hier im Gebäude geboren. Das war 1951, als das St. Josef-Krankenhaus vorübergehend in die Schule eingezogen war. Auch seine Taufe fand wenige Tage später hier statt. Getauft wurde Gert Nicolini vom Religionslehrer Herrn Berhgs , der später wiederum sein Lehrer wurde. Von 1962 bis 1967 ist Herr Nicolini hier zur Schule gegangen. Und als er später im damaligen Rathaus der Stadt Leverkusen arbeitete, konnte er von seinem Arbeitsplatz aus immer auf die Schule sehen.
Frau Simon führte den ehemaligen RAS-Schüler gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern der Durchblick-Redaktion durch das Gebäude und erzählte viele interessante Details zur Schulgeschichte. Anschließend wurde Herr Dr. Nicolini von Resmije und Agnesa interviewt. Die Fotos machte Laura.
Durchblick: Wie sah ein typischer Schultag damals aus?
Dr. Nicolini: Es hat sich nicht viel geändert. Es war üblich, dass man nach zwei Stunden eine Pause hatte. Jedoch hatte man keinen Nachmittagsunterricht. Einmal in der Woche fand jeweils eine katholische und evangelische Messe statt.
Durchblick: Wie lief der Unterricht ab?
Dr. Nicolini: Der Unterricht verlief damals sehr „lehrerzentriert“ wie es in der pädagogischen Fachsprache heute heißt. Das bedeutet: Der Lehrer gibt genau vor, was wie zu tun ist. Es gab kein selbstständiges Arbeiten der Schüler, also zum Beispiel keine Gruppenarbeit und es wurden auch keine Referate gehalten.
Durchblick: Welche Schulregeln mussten eingehalten werden?
Dr. Nicolini: Es gab keine ausformulieren Schulregeln, da es für uns Schüler selbstverständlich war, wie man sich zu benehmen hatte: Also dass man dem Lehrer zuhört und ihn respektvoll behandelt und im Unterricht nicht stört. Das heißt natürlich nicht, dass wir immer nur mucksmäuschenstill im Klassenraum saßen…
Durchblick: Welche Strafen gab es?
Dr. Nicolini: Zu den Strafen gehörten vermehrte Hausaufgaben, Tadel (negativer Eintrag im Klassenbuch) oder auch Briefe an die Eltern. Schläge – die ja früher an Schulen durchaus üblich waren – gab es zu dieser Zeit zum Glück nicht mehr.
Durchblick: Hatten Jungen und Mädchen gemeinsam Unterricht?
Dr. Nicolini: Zu meiner Zeit wurde die Schule zwar schon von Jungen und Mädchen besucht, aber sie wurden streng getrennt voneinander unterrichtet. Es gab auch manche Fächer, die nur für Jungen bzw. nur für Mädchen angeboten wurden. Zum Beispiel „Nadelarbeit“ und Hauswirtschaft für Mädchen oder „Werken“ für Jungen.
Durchblick: Welche Fächer gab es damals sonst noch?
Dr. Nicolini: Die meisten Fächer von damals gibt es auch heute noch. Allerdings hieß Sport damals noch „Leibesübungen“. Und im Gegensatz zu heute gab es damals auch Noten für die „Handschrift“.
Durchblick: Was war das Spannendste, das Ihnen auf unserer Schule passiert ist?
Dr. Nicolini: Das Spannendste war die Aufnahmeprüfung nach der Volksschule. Die dauerte zwei Tage lang. Als ich bestanden hatte, war das ein großes Ereignis und wir gingen mit der Familie zur Feier des Tages essen. Außerdem waren die Ausflüge sehr spannend. Die dauerten damals bis zu 14 Tage – allerdings fuhren wir dann in ein Landschulheim, wo wir auch Unterricht hatten. Wir machten mit unserer Klasse auch mehrtätige Radtouren, an die ich mich sehr gerne erinnere. Unsere Abschlussfahrt ging in die Schweiz.
Durchblick: Waren sie ein guter Schüler ?
Dr. Nicolini: Ja, ich war ein guter Schüler. Ich hatte eines der besten Zeugnisse, deshalb gewann ich mal einen Buchpreis, da ich der Drittbeste aus der Schule war. In den Hauptfächern wurden wir mündlich und schriftlich getestet.
Durchblick: Erinnern Sie sich an irgendetwas besonders witziges?
Dr. Nicolini: Ja – früher machten die Lehrer immer noch sehr ausführliche Klassenbucheinträge. Da wurde dann zum Beispiel eingetragen, welcher Schüler stört. Ein Lehrer von mir fühlte sich eines Tages von etwas ganz anderem gestört: Ein Tanklastwagen lieferte Öl für die Ölheizung und machte dabei so einen Lärm vor dem Klassenfenster, dass der Lehrer ins Klassenbuch schrieb: „Ölwagen stört den Unterricht.“
Durchblick: Herr Dr. Nicolini wir danken Ihnen für das Interview.